Raffaello Santi (1483 - 1520). Stanza della Segnatura.

Meine Psychotherapie stützt sich auch auf Hervorbringungen von Geistesgeschichte und Kultur, deren Schätze für die Gesundung dienstbar gemacht werden können. Bereits in früheren Zeiten oszillierte das Seelenleben zwischen Eintrübungen und Aufhellungen.

Das 1511 entstandene Fresko stellt allegorisch die antiken Kardinaltugenden Tapferkeit, Weisheit und Mäßigung dar. Unter psychologischem Blick sind sie mögliche Zielpunkte menschlicher Existenz. Das gleichzeitige Vorhandensein von Tapferkeit (lateinisch fortitudo, Stärke), Weisheit (lateinisch sapientia, Klugheit) und Mäßigung (lateinisch temperantia, Selbstbeherrschung) ist oftmals Eckpfeiler glücklichen Lebens.

Die Stanzen (italienisch stanza, Zimmer) sind Gemächer im Vatikanpalast. Papst Julius II. beauftragte 1508 für seine Räume im zweiten Stock des Apostolischen Palastes den Meister Raffaelo Santi mit der Gestaltung. Der erste von ihm fertig gestellte Saal war die Stanza della Segnatura mit dem vorliegenden Fresko. Der Name des ursprünglich als Studierzimmer genutzten Raumes rührt von seiner Funktion unter Julius II., der dort die höchste päpstliche Gerichtsbarkeit, die Segnatura Gratiae et Iustitiae, unter seinem Vorsitz versammelte.

Raffael wählte hier als bestimmende Themen für seine Wand- und Gewölbefresken die "Prinzipien des menschlichen Geistes", als deren Elemente er die antiken Kardialtugenden in Allegorien darstellte: Die Frau links mit dem Eichenbaum und der Raubkatze unter ihrer Hand symbolisiert die Tapferkeit. Die Frau in der Bildmitte betrachtet sich in einem Spiegel und steht für Weisheit durch Selbsterkenntnis. Im rechten Bildabschnitt hält eine Frau in ihren Händen Zügel und verweist damit auf die Mäßigung.

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